BSK  Besucherinformationszentrum Kühtai
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You've got the Power
In Anlehnung an die Electro-Pop-Hymne „I’ve got the Power“ von Snap definiert das Leitmotiv das Besuchererlebnis im TIWAG-Infoturm auf fünf verschiedenen Ebenen mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten.
Es unterstreicht die enorme Bedeutung der Stromversorgung als Projekt, in dem Anbieter und Verbraucher gemeinsam Verantwortung für eine saubere Umwelt übernehmen. Als Leitmotiv steht der Slogan auch für die Möglichkeit des spielerischen Lernens, das die temporäre Erlebniswelt allen Besucherinnen und Besuchern eröffnet.
 
Der Speicher - Der Damm - Der Turm
Energie speichern heißt, Energie zur Verfügung stellen auf Zeit. Der Speicher ist der Stausee oberhalb des Staudamms. Ein Vorrat an Wasser und Energie. Ein Reservoir - eine Reserve - ein Zeitvorrat. Speicher sind Maßnahmen, um eine Differenz zwischen zwei Niveaus über längere Zeit aufrecht zu erhalten. Sie überbrücken Zeit, sie garantieren die Verfügbarkeit gespeicherter Substanz für spätere Nutzung.
Speicher haben letztlich die Funktion, den Unterschied zwischen temporärem Angebot und temporärer Nachfrage zu überbrücken.
Räumlich gesehen ist der Speicher eine Füllung, die je nach Volumen eine ebene Fläche in die Landschaft projiziert. Die Wasserfläche selbst ist horizontal, verändert aber je nach Wasserstand ihr Nivellement und interagiert dadurch mit der Landschaft.
 
Dem Prinzip des Speichers gegenüber steht der Staudamm. Er macht den Speicher zum Behälter und damit erst speicherfähig. Er ermöglicht dem System die Differenz zwischen dem unteren und oberen Becken aufrecht zu erhalten.
Der Damm ist ein Archetyp, eine elementare Urform, eine massive Mauer, deren künstliche landschaftliche Wirkung in der Ansicht und damit in seiner vertikalen Ausrichtung am Stärksten ist. Wie ein überdimensionales vertikales Artefakt schließt es den landschaftlichen Raum und verbirgt in der Ansicht seine eigentliche Funktion.
 
Der Damm und der Speicher folgen dem Prinzip des Archaischen, in dem Sinne, allgemeinverständlich und kulturübergreifend zu sein. Sie folgen dem physikalischen Prinzip der Differenz und des Austausches in Wechselwirkung mit der Landschaft.
Basierend auf diesem Grundverständis schlägt der Entwurf den Turm als massgebliche vertikale Typlogie für das Besucherzentrum vor. Dieser kann leicht ab- und aufgebaut werden, bleibt in seiner Form aber konstant.
Der Turm steckt in einer horizontalen Plattform und wird durchdrungen von einer Ausstellungsinfrastruktur, die sich je nach Bedarf und Kontext anderorts auch neugestalten und adaptieren ließe.
 
Das Bauwerk
Die Typologie des Turms ist nicht nur eine Folge der kontextuellen Bezüge, sondern hat auch funktionale und ökonomische Vorteile. Der Fußabdruck des Bauwerks ist aufgrund der vertikalen Ausrichtung minimal und erfordert nur wenig Erdbewegungen und Fundamentierungen. Somit reduziert sich der Eingriff in die Landschaft und wird einem temporären Bauwerk gerecht.
Die Betonung der vertikalen Achse entspricht dem Prinzip des Speicherkraftwerks und ermöglicht den BesucherInnen vom Dach aus die umliegende Landschaft und Baustelle zu überblicken. Das Besucherzentrum steht dadurch in einer unmittelbaren Beziehung zum Kraftwerksbau und bestätigt dadurch seine Positionierung vor Ort.
Der Turm wird weithin sichtbar, versteht sich als Landmark auf Zeit und muss nicht Teil der Landschaft werden.
Der Turm ist ein Solitär, aus Massivholzplatten in einfacher Bauweise konstruiert, leicht transportierbar, auf- und abbaubar unterstreicht er seine temporäre Absicht.
Unverwechselbar wird das Bauwerk durch die Erschließung- und Ausstellungsstruktur aus Stahl, die das Gebäude umschließt und durchdringt. Sie vermittelt zwischen Landschaft und Turm, zwischen den Inhalten der Ausstellung und der Funktion des Kraftwerks. 
 
Erschließung und Kreislauf
Wichtigstes gestalterisches Charakteristikum des ca. zwanzig Meter hohen Bauwerks ist das Wechselspiel aus monolithischem Turm und ephemerer Stahlkonstruktion, die sämtliche Funktionen wie BesucherInnen- und Aussichtsplattform, Ausstellungsarchitektur und die Erschließung aufnimmt. Diese windet sich lebendig um die Holzkonstruktion und beinhaltet einen einfachen Aufzug, der die Vertikalität hervorhebt.
Der Lift ermöglicht nicht nur eine barrierefreie Benützung, sondern unterstreicht auch die industrielle maschinenhafte Wirkung der Architektur. Idealerweise fährt der Besucher mit dem Lift nach oben und beginnt am Dach seinen Rundgang durch die Ausstellung. Entsprechend der Gravitation und dem natürlichen Verlauf des Wassers bewegt er sich von oben nach unten, um der Dramaturgie der Ausstellung zu folgen.

 

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Projekttyp: 
Temporäres Gebäude
Standort: 
Kühtai
Österreich
Bauherr: 
TIWAG
Beauftragung: 
Wettbewerb (geladen)
Status: 
fertiggestellt
Projektpartner: 

Ausstellungskonzeption: Liquid Frontiers, Artfabrik

Architektur: 

Entwurfsteam: Kathrin Aste, Frank Ludin, Simone Brandstätter, Ufuk Sagir, Tobias Dorsch
 

Projektbild
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