2. Platz Wettbewerb
Die Neugestaltung des Residenzplatzes versteht sich als konsequente Adaptierung auf der Basis einer zeitgenössischen Interpretation. Die Haltung, den Platz als fünfte Fassade zu verstehen, geht von einer Aufwertung des Bodendenkmals im Sinne des Kontextes aus. Obwohl die historischen Bezüge noch bestehen sind sie gegenwärtig an der Oberfläche nicht erkennbar. Um die Rezeption des Platzes zu klären ist eine Überführung der historischen Qualitäten in die Gegenwart notwendig. Dabei spielen nach wie vor Zahlenverhältnisse, Proportion und Geometrie eine zentrale Rolle in der Entwurfsgenese.
LEITMOTIV IM SINNE SCAMOZZIS
Für Scamozzi war die Kunst der Architektur, wie schon für seinen Lehrmeister Palladio, eine exakte Wissenschaft, welche auf der Logik der Mathematik beruht.
Die Grundrisse seiner Domentwürfe belegen, wie mittels geometrischen Grundformen und mathematischer Proportion eine harmonische Gliederung erzielt wird.
Die Verwendung geometrischen Grundformen wie Kreis, Halbkreis, Dreieck und Quadrat sowie das Teilen in Kreissegmente, spiegeln das Bestreben des Architekten nach einer künstlich-konstruierten Ausformung des Bauwerks, auch in seinen Entwurfszeichnungen für den Salzburger Dom, wieder.
Vieles davon wurde in dem Entwurf von Solari [siehe Grundrissplan] realisiert. Der Einfluss des venezianischen Formenkanons und seiner Verhältnisse von Plätzen und Gebäuden ist deutlich spürbar.
Das Zentrum des Platzes bildet der Hofbrunnen, ein skulpturales Meisterwerk und zentrales Fokusobjekt von kunsthistorischer Bedeutung. Vom Brunnen ausgehend führen aus der Umgebung abgeleitete Achsen, in ihrer Funktion Entwässerungsrinnen, zu den angrenzenden Gebäuden.
So entsteht eine Segmentierung einer in den Platz eingeschriebenen Ellipse, welche sowohl die umschriebene Platzform als auch ihr radiales Zentrum geometrisch berücksichtigt. Die vorhandene Muldenform unterstützt diese geometrische Figur räumlich. Die Sanierung des Platzes sieht keine Veränderung der Topografie des Platzes vor. Durch die Segmentierung entstehen gegenüberliegende Felder, welche besonders in der Längsausrichtung im Bereich von Alter- und Neuer Residenz miteinander korrespondieren.
Die Ellipsenradien erzeugen in Verschränkung mit den nach außen größer werdenden Ellipsen ein Raster, in welchen Kreise eingeschrieben werden können. Dem zu Folge vergrößern sich die Kreise einem Algorithmus entsprechend.
Das endgültige Muster bilden große Kreise, welche mit kleineren darunter liegenden Kreisen verschnitten sind.
Das Kreismuster kann in den Randbereichen zu den angrenzenden Plätzen durch Segmentbögen oder Schuppenbögen aufgelöst werden.
MOBILIAR
Das Möblierungskonzept verfolgt eine Bestuhlung, welche frei am Platz in Gruppen positioniert werden kann. Das Konzept sieht vor gemeinsam mit einem traditionellen österreichischen Möbelhersteller exklusiv für den Residenzplatz einen kombinierbaren, stapelbaren, außenraumfähigen Stuhl zu entwickeln.
Als interaktives Möbel schlägt das Projekt ergänzend zum Mahnmal einen öffentlichen Bücherschrank vor, welcher von der Residenzgalerie betreut werden könnte. Die Bücher zur freien Entnahme sollen ein Leseangebot an einem konsumfreien Ort für Bewohner der Umgebung als auch Besucher des Residenzplatzes sein. Die Gestaltung des Schranks erfolgt analog zum Entwurf der Stühle.
Kathrin Aste, Frank Ludin, Simon Benedikt, Simone Brandstätter,
Ole Klingemann, Ufuk Sagir
Ing. Peter Nowotny
Fa. Winkler Steinmetz GmbH
Fa. Thonet GmbH